Ein von der Montessoripädagogik inspirierter Werkstatt- und Konstruktionsplatz sollte Unabhängigkeit, Kreativität und natürliche Neugierde wecken und fördern. Kinder sind in ihrer Fantasie grenzenlos – solange sie eine hierfür passende Leinwand zur Verfügung gestellt bekommen, die gerne über den typischen Vorrat an Papier und Buntstiften hinausgeht. Kindergerechte Materialien und Werkzeuge, können einen hervorragenden und geschützten Raum für Entfaltung produzieren, an dem Kinder lernen, erfinden, erkunden und kreieren können. Aber wie macht man das am besten? Worauf sollte bei der Erstellung geachtet werden, um einen optimalen Arbeitsraum zu schaffen?
Ein kindgerechtes Grundgerüst
Das Wichtigste zuerst: ein Ort speziell ausgelegt für Kinder sollte auch genau das widerspiegeln und unmissverständlich zeigen. Idealerweise sollte die zukünftige Kreativecke in einem Raum sein, der für das Kind einfach und zuverlässig zugänglich ist. Die Arbeitsfläche auf Kinderhöhe montiert erzeugt sofort ein Gefühl von Zweckhaftigkeit und macht dem Kind unmissverständlich klar, dass es sein Platz ist. Ein kleinerer Tisch bedeutet allerdings auch, dass weniger Tiefe und somit weniger tatsächliche Arbeitsfläche kreiert werden kann, als dass es bei einem Tisch ausgelegt für Erwachsene der Fall wäre. Entgegenkommen kann man dem, indem man statt in die Tiefe mehr in die Breite geht – und dem Kind so ermöglicht, den Stuhl oder seinen Stand zu verlagern. So werden Schwierigkeiten vermieden, Gegenstände oder Material zu erreichen. Die Fläche sollte allerdings trotzdem noch tief genug sein, um bequem auch größere Projekte angehen zu können. In etwa 60 Zentimeter sollten hier das Maximum sein, um auch Dimensionen wie A3 oder horizontalem A2 Platz zu schaffen.
Auch die Organisation und Verstauung des Materials und der Werkzeuge sollte so angeordnet werden, dass die Kinder einen Überblick und freien Zugriff haben. Stauraum unter der Arbeitsfläche selbst, sowie in tiefgelegenen, flachen Regalen mit Schubladen und Fächern auf Kinderhöhe sind hier ein Muss – ebenso wie die Montessoripädagogik unterstützenden Piktogramme, die abbilden, um was für einen Inhalt es sich handelt. Viele Bilder und Wörter können einfach im Internet gefunden und ausgedruckt werden – aber natürlich auch sehr gerne selbst gestaltet.
Unabhängigkeit durch Sicherheit
Montessori lebt von der Unabhängigkeit und den Möglichkeiten, die den Kindern selbst und ohne Draufsicht geboten werden können. Vertrauen, Zuversicht und der Einstellung, dass Kinder mehr können, als ihnen manchmal zugetraut wird. Dennoch sollten einige grundlegende Sicherheitsvorkehrungen selbstverständlich weiterhin eingehalten werden – vor allem im Umgang mit komplexeren Gegenständen. Fundamentale Werkzeuge wie kindgerechte Hammer, Schraubenzieher oder Sägen für beispielsweise kleine Holzwerkstätten oder Scheren, Kleber und Konstruktionspapier und -karton benötigen zwar einer Einführung und Demonstration der Nutzung, aber nicht unbedingt ununterbrochene Draufsicht. Schärfere Gegenstände oder elektronische Werkzeuge hingegen sollten weiterhin zusammen mit älteren Geschwistern oder erwachsenen Bezugspersonen genutzt werden. Idealerweise werden auch Netzkabel gut integriert, um bei den Kreativarbeiten selbst nicht im Weg zu sein und sich zu eventuellen Gefahrenquellen zu entwickeln – und gleichzeitig die Arbeitsfläche selbst freizuhalten. Auch Chemikalien sollten, wie auch im Rest des Hauses, weiterhin ferngehalten werden. Vor allem aber auch dann, wenn die Kreativecke in Räumen wie beispielsweise der Garage eingebaut werden.
Naturverbundene Materialien und Möglichkeiten
Die schönsten Dinge sind die, die wir ohnehin in Hülle und Fülle um uns herum finden. Naturmaterialien wie Holz, Steine und Samen und Früchte – wie Tannenzapfen, Eicheln oder Kastanien – sind großartige Bastelmaterialien und erlauben eine unfassbare Menge an Inspiration. Aber auch Massen von Wasser, Sand, getrockneten Erbsen oder Linsen in Kombination mit Messbechern, Löffeln, Sieben und Trichtern können das Interesse von Physik entfachen.
Auch Pflanzen sind unfassbar großartige Lehrer. Wer Platz dafür hat, seinem Kind einen eigenen kleinen Gartenbereich abzustecken oder ein eigenes kleines Beet anzulegen, der taucht damit auch ganz natürlich in die Biologie ein.
Für alles andere empfehlen wir sich für Qualität über Quantität zu entscheiden. Viele, vor allem für Kinder ausgelegte Stifte oder Papiere sind häufig von so mangelhaftem Wert, dass sie im Grunde nutzlos sind. Buntstifte kommen häufig mit zu wenigen Farbpigmenten und hinterlassen so nichts außer einer blassen Spur auf dem Papier. Dasselbe gilt für zu dünne Wasserfarben oder Filzstifte. Hier lohnt es sich oft in der Erwachsenenabteilung oder direkt beim Künstlerbedarf nachzuschauen. Auch, wenn die initialen Kosten etwas höher sind – Ihr Kind wird es Ihnen danken.